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CD 2007
Die letzte Produktion von Athina Poullidou
Yannis Constantinidis (1903-1984)
Lieder und Tänze vom Dodekanes (Heft 1)
3 Sonatinen
Joaquín Rodrigo (1901-1999)
Cuatro estampas andaluzas (4 andalusische Tänze)
Heitor Villa-Lobos (1887-1959)
Bachianas Brasileiras Nr. 4
Hörbeispiele:
1. Constantinidis - Dodekanes - Andante sostenuto (mp3) [1074 KB]
2. Constantinidis - Dodekanes - Allegretto mesto (mp3) [879 KB]
3. Constantinidis - Sonatine Nr.1 - Rondo (mp3) [737 KB]
4. Constantinidis - Sonatine Nr.3 - Finale (mp3) [711 KB]
5. Rodrigo - El vendedor de chanquetes (mp3) [829 KB]
6. Rodrigo - Seguidillas del diablo (mp3) [746 KB]
7. Villa-Lobos - Coral (mp3) [804 KB]
8. Villa-Lobos - Dansa (mp3) [996 KB]
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Kürzlich erschien ihre neue CD mit Werken des griechischen Komponisten
Yannis Constantinidis, des Spaniers Joaquin Rodrigo und des Brasilianers Heitor Villa-Lobos. Was lokal weit auseinander geht, wird durch eine Gemeinsamkeit im Werk der Komponisten geeint: Alle drei fühlen sich der Volksmusik ihres Landes verpflichtet.
"Das hören lohnt sich bei der sorgfältig, mit großer Präzision eingespielten CD der Pianistin in jedem Fall. Sie ist sich dieser Nähe immer bewusst, sie spielt zart und virtuos, verspielt und ernst und immer mit einem hervorragenden Klang,der mit ihrem unendlich flexiblen Anschlag erst möglich wird."
(C.K.) Kölner Stadtanzeiger
Yannis Constantinidis ( 1903 1984 )
Lieder und Tänze vom Dodekanes ( Heft 1 )
1. Andante sostenuto 1:32
2. Allegretto 0:51
3. Con moto 1:00
4. Andantino quasi parlando 2:08
Allegretto semplice
5. Allegro piacevole 2:02
Allegretto giocoso
6. Andante mesto 2:16
7. Allegretto con grazia 1:17
8. Andante lento 0:53
9. Allegro vivo ma non troppo 2:03
Joaquín Rodrigo ( 1901- 1999 )
Cuatro estampas andaluzas
10. El vendedor de chanquetes 1:59
11. Crepúsculo sobre el Guadalquivir 4:14
12. Seguidillas del diablo 4:35
13. Barquitos de Cádiz 5:43
Yannis Constantinidis
Sonatine Nr. 1
14. Allegro moderato 3:08
15. Intermezzo-Andante con moto 1:23
16. Rondo- Allegretto vivo 2:25
Sonatine Nr. 2
17. Andante con moto 2:55
18. Pastorale- Allegretto con grazia 2:09
19. Tema con variazioni-Allegro moderato 3:00
Sonatine Nr. 3
20. Allegro moderato ma giocoso 3:10
21. Quasi minuetto-Andantino mosso 2:14
22. Finale-Allegro vivo alla tarantella 3:03
Heitor Villa-Lobos ( 1887-1959 )
Bachianas Brasileiras Nr. 4
23. Preludio 7:36
24. Coral-Canto do Sertão 4:53
25. Aria-Cantiga 5:36
26. Dansa-Miudinho 3:59
Constantinidis, Rodrigo, Villa-Lobos drei Komponisten unterschiedlicher Kulturkreise, die Wesentliches verbindet: alle wurzeln in der Folklore ihrer Heimat und sublimieren deren Gesten, Klänge und Themen auf individuelle Weise in ihrem künstlerischen Schaffen.
Der 1903 in Smyrna, dem heutigen Izmir, geborene Yannis Constantinidis begegnete der Folklore bereits als Kind durch die Gesänge der Arbeiterinnen in den Tabakfabriken seiner Heimat. Dem Vorbild Kurt Weills folgend, bei dem er zwischen 1923 und 1927 in Berlin studierte, bestimmte das Ideal großer Volkstümlichkeit sein gesamtes Schaffen nicht von ungefähr veröffentlichte er unter dem Pseudonym Kostas Yannidis auch zahlreiche Schlager. Sein Werkverzeichnis umfasst größtenteils Klaviermusik, die er als Pianist auch selbst oft aufführte; in ihr verbinden sich Originalthemen der griechischen Folklore mit einer schlichten, unspektakulären Harmonik, die dem Zweck dient, den Stimmungsgehalt der Melodien durch wechselnde Begleitungen unterschiedlich auszuleuchten. Dies Verfahren findet auf exemplarische Weise Anwendung in den 1943-45 entstandenen 11 Liedern und Tänzen vom Dodekanes volkstümlich schlicht gehaltene Miniaturen, deren Verwandtschaft zu vergleichbaren Werken von Albeniz oder Granados spürbar wird. Etwas anspruchsvoller geben sich die drei Sonatinen von 1952: auch sie basieren auf Original-Melodien (aus Kreta, der Provinz Epirus und wiederum vom Dodekanes), gehen aber in deren Verarbeitung im Sinn der klassischen Form wesentlich weiter. Allerdings wagt sich Constantinidis nicht soweit vor wie sein Landsmann Nikos Skalkottas, dessen künstlerisches Selbstverständnis von Neuerern wie Schönberg oder Bartók beeinflusst wurde: seine Klangwelt verlässt den Rahmen der Tonalität letztlich nie, was zur Popularität seiner Musik entscheidend beiträgt. Die größte Bekanntheit erlangte die erste Sonatine: deren erstes Thema griff auch Mikis Theodorakis auf in der Musik zur weltbekannten Verfilmung des Romans „Alexis Sorbas“.
Ebenfalls Weltruhm erlangte das Concierto de Aranjuez des 1901 geborenen Spaniers Joaquin Rodrigo; dies Werk trug in der Folgezeit so stark dazu bei, seinen Schöpfer mit der Welt der Gitarre ebenso wie dem Ideal eingängiger Melodien gleichzusetzen, dass Rodrigos Facettenreichtum demgegenüber in Vergessenheit geriet. Die zwischen 1946 und 1952 entstandenen 4 andalusischen Bilder dagegen bewegen sich in einem Bereich zwischen gefälligem Genrestück und anspruchsvoller Charakterstudie; der Zyklus schildert pittoreske Szenen aus der Heimatregion des Komponisten, ohne direkt folkloristisches Material aufzugreifen. Nach der einleitenden Straßenszene „Der WeißfischHändler“ malt der langsame Satz in beinahe impressionistischen Farben die „Dämmerung über dem Guadalquivir“; die darauf folgenden „Seguidillas des Teufels“, die auf Anregung des spanischen Tänzers Udaeta entstanden, beschwören den dämonischen Zauber eines temperamentvollen südspanischen Volkstanzes, und im abschließenden Virtuosenstück „Kleine Boote von Cádiz“ wird die Szenerie der südspanischen Hafenmetropole illustriert, indem sich nach einer langsamen Einleitung ein immer lebhafteres buntes Treiben auf dem Meer entwickelt, in das sich Gesten des volkstümlichen Tanzes Polo einflechten und das in einer temperamentvollen Entfaltung pianistischen Glanzes kulminiert.
Der Welt volkstümlichen Tanzes fühlte sich auch Heitor Villa-Lobos, der brasilianische Komponist par excellence, zutiefst verbunden. Von Kind auf erlebte der 1887 in Rio de Janeiro geborene Musiker die Welt des Chôro; das wichtigste Instrument dieser Musik, die Gitarre, erlernte er, indem er deren Technik bei Tanz- und Volksmusikanten abschaute. Die Improvisationspraxis der Folklore bestimmte ebenso wie die der Gitarre eigentümliche Harmonik auch sein späteres kompositorisches Schaffen; selbst in den anspruchsvollsten Werken lässt sich dieser Fundus deutlich verspüren. So verbindet Villa-Lobos in seinen bekanntesten Stücken, den neun Bachianas Brasileiras, Chormelemente Johann Sebastian Bachs mit verschiedenartigsten Elementen seiner heimatlichen Folklore; die vierte Bachianas Brasileiras entstand zwischen 1930 und 1941 und besteht aus vier Sätzen, an deren Beginn ein meditatives Préludio steht, das Elemente dieser gitarristischen Harmonik mit Satztechniken vereint, wie sie etwa aus dem Wohltemperierten Klavier bekannt sind. Im zweiten Satz, „Choral“ betitelt, benutzt Villa-Lobos den Gesang des Araponga-Vogels, eines Regenwaldbewohners, dessen monotone „Melodie“ lediglich aus Tonrepetitionen besteht; diese orgelpunktartige Geste baut er zu einer weitgeschwungenen Fantasie aus. Die anschließende Aria greift eine brasilianische Volksmelodie auf; und die fulminante Dansa basiert auf der im Südosten Brasiliens beliebten Samba-Spielart des Miudinho und den für ihn typischen kleinen Tanzschritten. So fasst Villa-Lobos Natur, Instrument, Gesang und Tanz in klassische Formen ein originelles Beispiel für den Versuch, der Kunstmusik mithilfe der Folklore neue Kräfte zuzuführen.
Dirk Lötfering
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